Ein „Hidden Champion“ aus dem Waldviertel

25 November 2019 / By Nisa Maier / Firmenreportage

Hochwertige Teilefertigung und Automatisierungstechnik auf Weltniveau – das Industrieunternehmen MKE zeigt vor, wie man sich mit Qualität und Spezialisierung als mittelständisches Unternehmen einen Platz an der Spitze erobert.

Die Metall- und Kunststoffwaren Erzeugungsgesellschaft – kurz MKE – darf man zu Recht einen „Hidden Champion“ nennen. Mit 220 Mitarbeitern, davon 15 Prozent Frauen, erwirtschaftete das Unternehmen im vergangenen Jahr 30 Millionen Euro Umsatz. Tendenz steigend, wie die Entwicklung zeigt: In den vergangenen Jahren konnten die Umsätze durchschnittlich um zehn Prozent gesteigert werden. Ein guter Teil dieses Umsatzes entfällt dabei auf die hochwertige Teilefertigung in computergesteuerten Produktionsanlagen, eine Spezialität der MKE. Angefertigt werden diese Produkte für Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen. Wie etwa hochpräzise Teile von Prothesen für das Medizintechnikunternehmen Otto Bock. Aber auch für Verkehrskonzerne wie die Deutsche Bahn und die ÖBB werden nach Auftrag Teile gefertigt. Dabei handelt es sich unter anderem um Bestandteile von Bremseinheiten oder Weichenstellantriebe, wofür die MKE sogar ein eigenes Patent hatte. Viel sichtbarer – wenngleich auch nicht jedem bewusst – ist eine andere Produktklasse der MKE, nämlich Feuerlöschhydranten. In diesem Bereich kann der Heidenreichsteiner Spezialbetrieb sogar auf eine gewisse Dominanz verweisen, sind doch die meisten in Wien auf den Straßen sichtbaren Hydranten aus
dem Hause MKE.

Die Geschichte der MKE

Das Unternehmen wurde 1881 gegründet und war ursprünglich eine Lederwarenfabrik in der nach und nach auch Metallbeschläge gefertigt wurden. In der Zwischenkriegszeit musste aufgrund der Wirtschaftskrise wurde die Geschäftstätigkeit stark reduziert, 1938 wurden die jüdischen Besitzer durch das Nazi-Regime enteignet. Nach 1945 war das Unternehmen in der USIAG unter russischer Verwaltung. 1955 von Firma von Cartier gekauft, entwickelte sich der Betrieb in den 70er-Jahren zu einem der größten Gasfeuerzeughersteller Europas. Nach einem Konkurs 1980 befand sich das Unternehmen zehn Jahre im Besitz der Länderbank und wurde 1990 von Franz Haas Waffelsysteme übernommen. Mit der Übernahme von Haas durch den Schweizer Familienkonzern Bühler 2018, ist die MKE jetzt Teil des traditionellen Schweizer Unternehmens.

Kompetent und zuverlässig

Die Aufgabenstellungen für die hochqualifizierten Mitarbeiter des Unternehmens sind mitunter ambitioniert. Immer wieder kommt es vor, dass Teile (nach) produziert werden müssen, für die es längst keine Pläne mehr gibt. Dabei wird das Teil zuerst einmal gründlich analysiert, dann gescannt beziehungsweise gezeichnet und einer ausgiebigen Materialprüfung unterzogen, bevor es dann in die Fertigung geht. Der Standardfall ist allerdings eine reguläre Teileproduktion, mit Plänen, die vorhanden sind und nach denen die Mitarbeiter der MKE gemäß der Vorgaben des Auftraggebers produzieren können. Im Bereich der hochwertigen Teilefertigung gehört das Unternehmen zu den fünf Besten in Österreich, unterstreicht Geschäftsführer Erwin Poinstingl: „Wir bieten eine Fertigung auf hohem Level und wo ein hoher Standard gefordert ist. Wir sind zwar nicht die Billigsten, aber wir sind bei den Besten.“

Flexibel und innovativ

Neben dem Bereich Teilefertigung ist vor allem auch die Automatisierungstechnik ein weiteres wichtiges Standbein der MKE. Dabei entwickelt und baut das Unternehmen in Abstimmung mit den Auftraggebern die für die Produktion von bestimmten Teilen notwendigen Maschinen. Wie zum Beispiel zur Produktion von Park- und Regensensoren für die Automobilindustrie. Von der Ausarbeitung des Grundkonzepts über die mechanische und elektrische Konstruktion bis zur Lieferung und Installation der Anlage liegt die gesamte Abwicklung eines solchen Projekts in den bewährten Händen des MKE-Teams. Konzipiert und produziert wird also nicht nur das Teil oder die Anlage selber, sondern es wird auch lackiert, galvanisiert, montiert, installiert und so weiter. Kurz gesagt: So gut wie alle notwendigen Arbeitsschritte bleiben im Hause MKE. Mit bekannt positiven Auswirkungen, was Projektsicherheit und Flexibilität betrifft. Die ansonsten gefürchteten Schnittstellenprobleme zwischen Projektmanagement und ausgelagerten Dienstleistern entfallen. Stärken, denen sich Geschäftsführer Erwin Poinstingl durchaus bewusst ist: „Wir sind flexibler und innovativer.“ Flexibler, weil so gut wie alle Planungs- und Produktionsschritte im Haus bleiben und Anforderungen und Wünsche der Auftraggeber schneller umgesetzt werden können. Innovativer durch die langjährige Erfahrung, Spezialisierung und das hohe Ausbildungsniveau der Mitarbeiter.

Sehr geringe Personalfluktuation

Um dieses hohe Ausbildungsniveau zu halten oder sogar auszubauen, investiert die MKE viel in die Fortbildung der Mitarbeiter. Das Unternehmen ist Mitglied im Qualifizierungsverbund Waldviertel, der eine Vielzahl von verschiedenen Weiterbildungsmaßnahmen anbietet. Angebote, die von der Belegschaft des Waldviertler Industrieunternehmens oft und gerne in Anspruch genommen werden. Ganze 30 Prozent der Mitarbeiter der MKE nehmen jährlich an den Schulungen des Qualifizierungsverbunds teil, deren Kosten vom Unternehmen getragen werden. Maßnahmen, die neben anderen Faktoren offenbar sehr zur Loyalität der Mitarbeiter beitragen. Die Entscheidung, für die MKE zu arbeiten, ist für viele Beschäftigte eine langfristige, die Personalfluktuation dementsprechend niedrig, wie die Geschäftsführung feststellt. Hervorragend ist auch die interne Ausbildung, denn die MKE ist nicht nur ein von der Republik ausgezeichneter Ausbildungsbetrieb, die Lehrlinge erreichen bei den Wettbewerben auch regelmäßig Spitzenplätze.

 

MKE-Geschäftsführer Ing. Erwin Poinstingl © Tem

MKE-Geschäftsführer Ing. Erwin Poinstingl © MKE

 

„Wir haben sehr gute Ausbildner, die ihr Fachwissen sehr kompetent an die Lehrlinge weitergeben und selbst viel Know-how aus der Praxis haben“, erklärt Poinstingl das hohe Niveau. Insgesamt befinden sich zurzeit 16 Lehrlinge in Ausbildung, darunter auch – durchaus untypisch für einen Industriebetrieb –
weibliche Auszubildende.

 

MKE-Lehrlinge wieder erfolgreich

Die Qualität der Lehrlingsausbildung bei der MKE wird durch die regelmäßigen Bestplatzierungen bei den jährlich stattfindenden Lehrlingswettbewerben unter Beweis gestellt. So konnte sich heuer Stefan Stangl im Bereich Maschinenbau durchsetzen und den Bewerb mit dem größten Teilnehmerfeld gewinnen. Dabei mussten die Lehrlinge Werkstücke mittels Feilen, Bohren, Fräsen und Schweißen herstellen. Zusätzlich hatten die Teilnehmer eine herausfordernde Pneumatik-Aufgabe zu lösen. Auch Stangls Kollege Julian Winkelbauer unterstrich mit einer Bronzemedaille das hervorragende Ausbildungsniveau, das bei MKE geboten wird. Da die beiden eine Doppellehre absolvieren, konnten sie beim Elektrotechnik-Bewerb ebenfalls antreten. Stefan Stangl verpasste dabei nur knapp einen weiteren Platz auf dem Podium und wurde Vierter. Auch die Werkzeugbautechniker der MKE waren erfolgreich: Julian Mayerhofer sorgte mit seinem zweiten Platz in diesem Bewerb für eine kleine Sensation. Bereits zum sechsten Mal in Serie belegte ein MKE-Lehrling in dieser Kategorie einen Stockerlplatz. Das hat noch kein Industrieunternehmen in Niederösterreich bei dem in dieser Form bereits zum elften Mal ausgetragenen Bewerb geschafft.

 

Siegerehrung in St. Pölten: Die siegreichen Lehrlinge Julian Mayerhofer, Stefan Stangl, Julian Winkelbauer (vorne v. li.); Ausbildungsleiter Alfred Uitz, Ausbilder Mario Pichler, Ausbilder Marc Schanza (hinten v. li.) MKE-Geschäftsführer Ing. Erwin Poinstingl © Temper

Siegerehrung in St. Pölten: Die siegreichen Lehrlinge Julian Mayerhofer, Stefan Stangl, Julian Winkelbauer (vorne v. li.); Ausbildungsleiter Alfred Uitz, Ausbilder Mario Pichler, Ausbilder Marc Schanza (hinten v. li.) MKE-Geschäftsführer Ing. Erwin Poinstingl © MKE

 

Entsprechend zufrieden reagierte MKE-Geschäftsführer Erwin Poinstingl: „Ich bin ausgesprochen stolz auf die herausragenden Leistungen unserer Lehrlinge. Außerdem haben wir ein sehr gutes Ausbilderteam, das unsere Lehrlinge gut auf die beruflichen Herausforderungen vorbereitet. Bei Bühler, unserem neuen Eigentümer, ist der Stellenwert der Lehrlingsausbildung sehr hoch. Und so werden wir weiterhin die Ausbildung junger Menschen forcieren, um künftig bestens gerüstet zu sein.“

Kontakt

Metall- und Kunststoffwaren Erzeugungsgesellschaft m.b.H.
Bahnhofstraße 31,
3860 Heidenreichstein
Tel.: +43 2862 52321 0
Web: www.buhlergroup.com,
www.mke.co.at
E-mail: office.bhnh@buhlergroup.com

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