50 Jahre Innovationskraft in Scheibbs

15 Oktober 2019 / By Nisa Maier / Firmenreportage

Im Herzen des Mostviertels, in der Bezirkshauptstadt Scheibbs, ist das Wittur-Werk zu finden, das in diesem Jahr sein 50. Jubiläum feiert. Unter dem Motto „immer aufwärts“ werden Aufzugskomponenten entwickelt und produziert. Mittlerweile ist das Unternehmen zu einem internationalen Konzern gewachsen.

Mit insgesamt 455 MitarbeiterInnen am Standort im Mostviertel ist die Firma Wittur der größte private Arbeitgeber in der Stadtgemeinde Scheibbs. Der Standort selbst wurde 1968 von der Wiener Aufzugsfirma Ing. Stefan Sowitsch & Co. aus einer Konkursmasse herausgekauft. Gestartet wurde mit der Produktion von Drehtüren und kurz darauf folgte der Bau von Führungssystemen und die Kunststoffproduktion. Schon im Jahr 1970 machte man sich auf die Suche nach einem globalen Partner. Die finnische Aufzugsfirma KONE Oy beteiligte sich am Unternehmen und über- nahm 1975 das gesamte Aktienpaket. Der Verkauf an die WITTUR-Gruppe – einem global aufgestellten Aufzugkomponentenhersteller wird schließlich im Dezember 2000 abgeschlossen.

 

IMMER AUFWÄRTS MIT VOLLER INNOVATIONSKRAFT

2009 folgte die Eröffnung des Test- und Innovationszentrums mit seinem markanten Turm. In den Schächten des Turms können Dauerbelastungstests mit Aufzügen bei Geschwindigkeiten von bis zu 60 km/h im Freifall durchgeführt werden. Das Kompetenzzentrum bietet Platz für Produktpräsentationen und technische Trainings von KundInnenen und MitarbeiterInnen. Mit der eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung werden insgesamt drei Produktgruppen im Werk entwickelt und produziert: Fahrkorbrahmen, Sicherheitskomponenten und Türantriebsmechanismen – nicht nur für Neuanlagen, sondern auch im Bereich der Modernisierung. In Scheibbs, dem größten Standort in Europa, ist man stolz darauf, Teil eines weltweiten Konzerns mit insgesamt 16 Produktionsstandorten zu sein. Das Umsatzvolumen betrug zuletzt 150 Mio. EUR und man verzeichnet kontinuierliches Wachstum. Zu den Kunden zählen neben KONE alle Giganten der Branche: von OTIS über Thyssen bis hin zu Schindler.

 

ZIEL ERREICHEN UND HALTEN

Geschäftsführer Michael Bach orientiert sich bei der strategischen Ausrichtung des Unternehmens an einem klassischen 5-Jahres-Plan. Im Fokus steht dabei das Kompetenzzentrum und die komplexen Fertigungsstufen sowie die Bereiche Customizing und Engineering. Die Produktionsstätte in Scheibbs ist eng verbunden mit dem Standort in der Slowakei, der 2009 eröffnet wurde. Während in Scheibbs die komplexe Fertigung im Fokus steht, liegt der Schwerpunkt im Tochter-Werk auf der klassischen Serienfertigung. Ziel von Michael Bach ist es, heuer einen Umsatz von 160 Mio. EUR zu erreichen und etwa zwei Jahre konstant zu halten, um – wie er sagt – „in Ruhe Platz für Neues zu schaffen“.

 

Die Produktionshalle des Scheibbser Wittur Werkes. © Anja Grundböck

Die Produktionshalle des Scheibbser Wittur Werkes. © Anja Grundböck

DIGITALISIERUNG MIT PERSÖNLICHER KOMPONENTE

Aktuell durchläuft das Werk eine komplette Umstellung, nachdem man in den vergangenen Jahren alles für eine umfassende Digitalisierung vorbereitet hat. In den kommenden Jahren will man noch mehr in die Industrie 4.0 investieren. Sichtbar wird der bisherige Digitalisierungsprozess am sogenannten Shopfloor, wo alle Prozesse auf Bildschirmen visualisiert werden. Wichtig sei jedoch, so Bach, dass es dadurch nicht zu einem verringerten Verantwortungsbewusstsein kommt: Die MitarbeiterInnen sind für ihre Zahlen selbst verantwortlich und schreiben sie nach wie vor – zusätzlich zur automatisierten Visualisierung – selbstständig auf ein Board. Dem Geschäftsführer liegt es am Herzen, dass die MitarbeiterInnen nach wie vor das Gefühl haben, für ihre Erfolge und Zahlen selbst verantwortlich zu sein. Fürchten muss sich hier vor der Digitalisierung also niemand, denn „wir leben Digitalisierung, aber brauchen dadurch auch mehr MitarbeiterInnen mit entsprechenden Kompetenzen.“, so Michael Bach.

 

Geschäftsführer Michael Bach © Anja Grundböck

Geschäftsführer Michael Bach © Anja Grundböck

ZUKUNFT MIT LEHRE

Aktuell hat Wittur am Standort Scheibbs insgesamt 18 Auszubildende. Der Hauptlehrberuf ist Metalltechnik mit dem Schwerpunkt Maschinenbau. Daneben wird auch in der IT-Abteilung (Informationstechnologie-Technik) und im Backoffice (Industriekauffrau/-mann) ausgebildet. Aber auch andere Lehrberufe werden bedarfsgerecht angeboten, z.B. MechatronikerIn, WerkzeugbauerIn oder ElektroanlagenbetriebstechnikerIn – je nach interner Nachfrage. Die Übernahme in den Betrieb nach bestandener Lehrabschlussprüfung ist den Auszubildenden dabei sicher. Insgesamt haben hier bereits 264 Lehrlinge in den letzten Jahrzehnten ihre Lehre absolviert und wurden anschließend übernommen. Auch sie alle profitierten von den zahlreichen Weiterbildungs- und Team-Angeboten des Betriebs sowie dem Fokus auf Lehre mit Matura, der in den letzten Jahren aufgrund der gestiegenen Nachfrage und der Attraktivierung der Lehre im Betrieb verstärkt wurde.

 

Einer der insgesamt 18 Auszubildenden bei der Arbeit. © Anja Grundböck

Einer der insgesamt 18 Auszubildenden bei der Arbeit. © Anja Grundböck

PRAXISNAHE AUSBILDUNG ALS ANTWORT AUF DEN FACHKRÄFTEMANGEL

Auch bei Wittur spürt man den allgemeinen Fachkräftemangel in den technischen Berufen stark. Etwa konnten in der Vergangenheit leider nicht alle Lehrstellen besetzt werden. Michael Bach sucht deshalb verstärkt nach Kooperationspartnern aus dem Ausbildungssystem wie etwa der TU Wien. Denn: „Den Fachkräftemangel bekommen wir nur in den Griff, wenn man das Bildungssystem vorantreibt.“ Die aktuellen Lehrinhalte gehen, so die Meinung des Geschäftsführers, an der wirtschaftlichen Realität vorbei. Der für ihn wichtigste Punkt ist dabei die praxisnahe Ausbildung.

 

ARBEITGEBER MIT VERANTWORTUNG

Entscheiden sich beide Seiten für eine Anstellung, kommen die neuen MitarbeiterInnen in den Genuss zahlreicher Weiterbildungs- und Gesundheitsprogramme: Es werden viele sportliche Aktivitäten angeboten und als Ausgleich nach anspruchsvollen Arbeitstagen kann auch Yoga besucht werden. Vor einigen Monaten wurde das Angebot eines Physiotherapeuten im Werk erstmalig zur Verfügung gestellt, welches von zahlreichen MitarbeiterInnen in Anspruch genommen wurde. Regelmäßige Firmenveranstaltungen sorgen nicht nur für einen guten Teamzusammenhalt, sondern auch für ein sehr gutes Arbeitsklima. Auch die Internationalität des Konzerns kommt den MitarbeiterInnen zugute, denn es werden Austausch- und Kooperationsprogramme angeboten. So wurden bereits MitarbeiterInnen für eine bestimmte Zeit ins Ausland entsandt – nach China, Indien oder andere Länder. Andere konnten ihre Fremdsprachenkenntnisse für mehrere Wochen an einem ausländischen Standort verbessern. Insgesamt gilt für alle potentiellen MitarbeiterInnen – ob Auszubildende oder Fachkräfte: Wer offen für Neues ist und Motivation zeigt, ist hier jederzeit herzlich willkommen.

 

KONTAKT

Wittur Austria GmbH
Sowitschstrasse 1
3270 Scheibbs
Tel.: +43 7482 42542
Mail: info.at@wittur.com
Web: www.wittur.com/de

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